
Emily St. John Mandel: Das Licht der letzten Tage
DAS LICHT DER KETZTEN TAGE von Emily St. John Mandel ist eine spannende, poetische wie melancholische Dystopie erzählt.
gelesen von Stephanie Kellner
Mitten während der Theatervorführung von Shakespears “King Lear” bricht der Schauspieler Arthur Leander tot auf der Bühne zusammen. Der Sanitäter und Ex-Paparazzi Jeevan versucht zu helfen, aber vergeblich. Die kleine Kirsten, die neben dem Geschehen steht, beobachtet alles, doch ihr Schock wird schon bald von neuen Ereignissen überrollt: Eine furchtbare Grippe-Pandemie geht durchs Land und tötet 99% aller Menschen. Kirsten ist eine der wenigen Überlebenden. Sie schließt sich einem Trupp von Musikern und Schauspielern an, die sich ‘Die fahrende Sinfonie’ nennen und von Ort zu Ort fahren, um den dort Lebenden Shakespeare vorzuspielen. Als sie in der Nähe des Michigansees auf eine Gruppe streng Religiöser treffen, deren Anführer sich selbst ‘Der Prophet’ nennt, geraten die Schausteller in ernste Schwierigkeiten. Noch ahnt Kirsten nicht, dass sie und der selbsternannte Prophet etwas verbindet…
Emily St. John Mandels “Das Licht der letzten Tage” ist eine sehr ungewöhnliche Dystopie. Zwar arbeitet Mandel mit den üblichen Zutaten für ein solches Szenario, doch funktioniert ihr Roman ein wenig anders, denn ihre Geschichte verzichtet auf die stereotypen Endzeit-Bilder, sondern wird auf eine eher poetische und auch melancholische Weise erzählt. Dabei wechselt die Autorin gekonnt zwischen den Abläufen vor, während und nach der Katastrophe hin und her und zeichnet verschiedene Schicksale nach, die sie immer wieder mit der Lebensgeschichte des Shakespaere-Schauspielers Arthurs verbindet. Eine große Rolle spielt ein Comic, den seine Ex-Frau Miranda ihm in zweifacher Ausführung schenkte und der sich mit dem Leben auf der Raumbasis “Station Eleven” – so auch der englische Originaltitel des Romans – beschäftigt. So ist “Das Licht der letzten Tage” ein eindringlicher und leiser Roman, der anrührt und bei all seiner dystopischen Finsternis doch einen Funken Hoffnung enthält. Ganz wunderbar gelesen von Stephanie Kellner.
Emily St. John Mandel, geb. 1979, wuchs an der Westküste von British Columbia in Kanada auf. Sie studierte zeitgenössischen Tanz an der »School of Toronto Dance Theatre« und lebte danach kurze Zeit in Montreal, bevor sie nach New York umzog und anfing, für das literarische Online-Magazin »The Millions« zu schreiben. Sie lebt dort mit ihrem Ehemann. »Das Licht der letzten Tage« war auf der Shortlist des National Book Award, eines der renommiertesten Literaturpreise der USA, und stand monatelang auf der New-York-Times-Bestsellerliste.

© audio media verlag
6 CDs
14. September 2015
ISBN: 978-3956390111
Original: Station Eleven
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