Anja Jonuleit: Rabenfrauen
In RABENFRAUEN verbindet Anja Jonuleit Fiction mit Fakten und erzÀhlt die Geschichte der grausamen Sekte Colonia Dignidad in Chile.wie viel hier noch immer aufzuarbeiten ist.
Im heiĂen Sommer 1959 lernen die beiden Freundinnen Ruth und Christa den gut aussehenden Erich kennen. Beide verlieben sich in ihn. Erich gehört einer freikirchlichen Gemeinde an, die von dem charismatischen Jugendpfleger Paul SchĂ€fer gefĂŒhrt wird. Inspirierende Bibelstunden, Lagerfeuerromantik und geheime nĂ€chtliche AusflĂŒge faszinieren seine AnhĂ€nger. Auch die beiden jungen MĂ€dchen sind begeistert und verbringen ein paar Tage in der Gemeinde. Und wĂ€hrend Ruth von dem Ganzen bald wieder genug hat, geht die Fabrikantentochter Christa immer mehr in der christlichen Gemeinschaft auf. AllmĂ€hlich entfernen sich die beiden MĂ€dchen von einander.
Doch Ruth möchte ihre Freundin nicht verlieren und versucht, Christa vor dem wachsenden Einfluss der sektenartigen Gruppe zu bewahren â ohne Erfolg. Als die Behörden strafrechtliche Ermittlungen gegen einige ihrer Mitglieder einleiten, entzieht sich die Sekte ins Ausland. In Chile grĂŒndet Paul SchĂ€fer die Colonia Dignidad, angeblich eine âKolonie der WĂŒrdeâ….
Rabenfrauen
Durch den Film âColonia Dignidad â Es gibt kein ZurĂŒckâ von Florian Gallenberger (u.a. mit Emma Watson und Daniel BrĂŒhl) ist die unglaubliche Geschichte der religiösen Sekte Colonia Dignidad. Die konnte jahrzehntelang in Chile ihr Unwesen treiben, in gerĂ€t jĂŒngster Zeit wieder verstĂ€rkt in den Fokus der Ăffentlichkeit. Jetzt erschien “Rabenfrauen” von Anja Jonuleit. Auf der Basis von wahren Ereignissen beschreibt die Autorin das Schicksal zweier fiktiver Frauen. Die kamen Ende der 1950er Jahre mit der Sekte um den charismatischen Paul SchĂ€fer in BerĂŒhrung. Jonuleit erzĂ€hlt ihre Story aus verschiedenen Perspektiven und in verschiedenen Zeiten. Da ist die Story von Ruth, die sich rechtzeitig dem Einfluss der Gruppe entziehen kann. Ihre Freundin Christa hingegen, die mit SchĂ€fer nach Chile geht und viel zu spĂ€t realisiert, welche Grausamkeiten dort auf sie warten. Und da ist die Tochter Anja, die mit der Geschichte ihrer Mutter konfrontiert wird.
Die ErzĂ€hlungen bewegen sich immer weiter aufeinander zu. Bis sich alle drei Protagonistinnen 2010 in der ehemaligen Kolonie, 350 km von Santiago de Chile entfernt, wieder treffen. Die Autorin verbindet dabei Fiction mit Fakten. Und macht daraus eine ĂŒberaus ergreifende, spannend erzĂ€hlte Geschichte, die auch zeigt, wie viel an der realen Geschichte der âColoniaâ noch immer aufzuarbeiten ist. Von SchĂ€fers engen Beziehungen zu den chilenischen Behörden und zur deutschen Botschaft bis hin zur Rolle der damaligen bayerischen CSU, die gute Kontakte zu SchĂ€fer und seinen Lakaien pflegte. Packend und bewegend.
Anja Jonuleit, in Bonn geboren, wuchs am Bodensee auf und ging dann einige Jahre ins Ausland. Sie studierte Italienisch und Englisch am Sprachen- und Dolmetscherinstitut in MĂŒnchen. Und arbeitete als Ăbersetzerin und Dolmetscherin, bis sie mit Mitte dreiĂig das Schreiben entdeckte. Sie ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt mit ihrer Familie in der NĂ€he von Friedrichshafen.