David Mitchell: Die Knochenuhren
DIE KNOCHENUHREN von David Mitchell ist literarische Urban-Fantasy-Science Fiction mit einer unbeugsamen Heldin.
Holly Sykes ist fünfzehn, lebt in Gravesend an der Themse östlich von London und schwärmt für den Autoverkäufer Vince. Wir schreiben die wilden 80er Jahre, und so nimmt sie, als ihr die Eltern den Umgang mit dem mehrere Jahre älteren Kerl verbieten, einfach Reiß aus. Doch ihre Reise führt sie nicht zu ihrer heißen Liebe, sondern in eine völlig skurrile, übernatürliche Welt, die sie schon mal ahnen lässt, welche Kapriolen das weitere Leben für sie so bereithält. Sie lernt Ed kennen, der später den gefährlichen Beruf des Kriegsberichterstatters ergreift, während ihr Bruder Jacko unter mysteriösen Umständen verschwindet. Und wer ist diese Ester Little, die bei ihr um Asyl bittet? Alles sehr merkwürdig – aber was ist in Hollys Leben schon normal?
Schon in „Cloud Atlas“ gelang es David Mitchell, gleich mehrere kompakte, vielschichtige Geschichten in einem Roman zu erzählen. In „Die Knochenuhren“ steht die Lebensgeschichte von Holly Sykes im Mittelpunkt. Mit ihr streift er durch eine fantastische Story, die fulminant und episch nicht nur ihr Leben erzählt, sondern auch das ihrer Gefährten, die sie ein Stück des Weges begleiten und dabei wichtige Rollen spielen. Immer wieder baut der Autor fantastische Elemente in seine Story ein, etwa die geheimnisvollen „Wiederkehrer“-Seelen, die stets aufs neue auf die Erde zurückkehren und seit Urzeiten in zwei feindliche Lager aufgesplittet sind.
Daneben setzt sich Mitchell aber auch viel mit aktueller Politik auseinander. Die Rolle der englischen Regierung bei Bushs „Intervention der Willigen“ im Irak-Krieg beäugt ebenso kritisch wie die Konsequenzen einer drohenden Energieknappheit. Und so ist „Die Knochenuhren“ eigentlich wieder alles in einem: literarische Urban-Fantasy-Science Fiction mit einer unbeugsamen Heldin, die mehr von den Dingen auf der Welt versteht, als sie selber ahnt.
David Mitchell, geboren 1969 in Southport, Lancaster, studierte Literatur an der University of Kent, lebte danach in Sizilien und Japan. Er gehört zu jenen polyglotten britischen Autoren, deren Thema nichts weniger als die ganze Welt ist. Für sein Werk wurde er u.a. mit dem John-Llewellyn-Rhys-Preis ausgezeichnet, zweimal stand er auf der Booker-Shortlist. Sein Weltbestseller Wolkenatlas wurde von Tom Tykwer und den Wachowski-Geschwistern verfilmt. David Mitchell lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Clonakilty, Irland.