Yishai Sarid: ChamÀleon
Yishai Sarid zeichnet in CHAMĂLEON ein Bild ĂŒber moralische Grenzen, Populismus und das Erstarken der Ultrarechten in Israel.
Der israelische Journalist Shai Tamus hat ein Problem. Damals, als er in seinem Beruf anfing, galt er als neuer Stern am Journalistenhimmel, denn sein Schreibstil war frisch und neu. Jetzt, mit Mitte vierzig, steht er fĂŒr eine Generation, die Probleme mit dem Sprung in die digitale Welt hat. Seine Kolumnen sind zu ausgewogen, die SĂ€tze zu lang, der Stil nicht aggressiv genug. Auch privat lĂ€uft es nicht besonders. Seine Frau ist vollauf mit ihrer Kunstgalerie beschĂ€ftigt und die Kinder gehen lĂ€ngst ihre eigenen Wege. Das alles Ă€ndert sich, als er die Gelegenheit erhĂ€lt, an einer TV-Diskussion in einem patriotisch gesinnten Fernsehkanal teilzunehmen. Shai wird plötzlich wieder hofiert, was ihm gut gefĂ€llt, auch wenn er seine neuen Gönner nicht sonderlich mag. Ganz klar instrumentalisiert ihn die ultrarechte Partei hinter dem Sender, aber Shai tut alles, um nicht wieder in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.
In âChamĂ€leonâ erzĂ€hlt Yishai Sarid von einem eigentlich eher linksliberalen Journalisten, der unbedingt aus seiner beruflichen Unsichtbarkeit ins Scheinwerferlicht zurĂŒckkehren möchte. DafĂŒr wirft er Schritt fĂŒr Schritt seine politischen Ansichten und moralischen Ăberzeugungen ĂŒber Bord. Aber steht er damit allein? Yishai Sarid zeigt, wie weit Menschen fĂŒr beruflichen Erfolg und ein wenig Rampenlicht gehen, wie schmal der Grat zwischen Populismus und IntellektualitĂ€t ist und welche wichtige Rolle Medien bei der Verbreitung rechten Gedankenguts spielen. âChamĂ€leonâ erzĂ€hlt dies konsequent aus der Perspektive der Hauptfigur, die sich â wandelbar wie das namensgebende Reptil â immer wieder aufs Neue rechtfertigt und dabei Kompromisse eingeht, die weit ĂŒber die eigenen moralischen Grenzen hinausgehen. So zeichnet Yishai Sarid das Bild einer Gesellschaft, in der Viele an der Ausbreitung von rechtem Populismus mitwirken â ob in Israel oder anderswo.
Der Autor
Yishai Sarid wurde 1965 in Tel Aviv geboren, wo er bis heute lebt. Nachdem er als Nachrichtenoffizier in der israelischen Armee tÀtig war, studierte er in Jerusalem und an der Harvard University und arbeitete spÀter als Staatsanwalt. Heute arbeitet er als Rechtsanwalt und veröffentlicht Artikel in diversen Zeitungen. Bei Kein & Aber erschienen bislang seine Romane Limassol (2010), Alles andere als ein Kinderspiel (2014), Monster (2019), Siegerin (2021) und zuletzt Schwachstellen (2023).
Die Ăbersetzung
Ruth Achlama, geboren 1945, lebt seit 1974 in Israel und ĂŒbersetzt seit Anfang der 80er Jahre hebrĂ€ische Literatur, darunter Werke von Amos Oz, Meir Shalev, Yoram Kaniuk und Ayelet Gundar-Goshen. FĂŒr ihre Arbeit wurde sie unter anderem mit dem deutsch-israelischen Ăbersetzerpreis und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

ChamaÌleon
© Kein & Aber
320 Seiten
â08. September 2025
ISBN: 978-3550080616
Original: Hapanelist





