© KiWi Verlag
Susanne Fengler
August 2004
ISBN: 3378006552
Susanne Fengler: Fräulein Schröder
Susanne Fengler beschreibt in Fräulein Schröder einen Einblick in die Wahlkampfmaschenerie einer großen deutschen Partei.
Was tun, wenn einem nach jahrelanger Arbeit die Dissertationsschrift abgelehnt
wird, und das noch an seinem 30. Geburtstag? Miriam Schröder geht zum
Friseur – und macht die Bekanntschaft mit einem Parteireferenten. Welche
Partei? Es wird an keiner Stelle des Buches erwähnt, aber jedem wird es
beim Lesen sofort klar. Hier wird nichts verraten!
Fräulein Schröder jedenfalls erhält ein verlockendes Angebot: Sie, die
weltfremde Historikerin und Spezialistin der „ptolemäischen Epoche“, soll
für die Wahlkampfzeitung texten, Dossiers entwickeln und Sprüche für Wahlkampfplakate
erfinden. Schnell gerät sie auf die Linie der Partei und fängt ein Verhältnis
mit einem der Referenten an. Die große Parteivorsitzende lernt sie zwar
nicht kennen, doch die Wege der beiden sind, wie Miriam bald glaubt, auf
merkwürdige Weise miteinander verbunden.
Denn es häufen sich die Parallelen zwischen dem Schicksal der Partei und
der „Heldin“ ihrer Doktorarbeit: der Königin Berenike, Nachfahrin Alexanders
des Großen. Es geht um die große Flut und um den Fluch der Frauen. Und
um ihren großen Widersacher S. Doch mit den sinkenden Werten in den Meinungsumfragen
sinkt auch Miriams Stern in der Partei. Da ist es nur gut, dass sie ganz
nebenbei auch ihrem Professor aus ganz neuer Perspektive auf die Finger
schauen kann und während der großen Flut weiteres Material findet, um
ihre Doktorarbeit entscheidend zu verbessern.
Der Roman hat autobiografische Züge. Wie ihre Hauptdarstellerin Miriam
Schröder hat auch Susanne Fengler als Texterin am Bundestagswahlkampf
2002 bei einer großen Partei teilgenommen. Ihre Erfahrungen mit Hohen
Tieren und menschlichen Abgründen, mit treuen Lakaien, karrieregeilen
Emporkömmlingen und parteiinternen Seilschaften hat sie auf 380 Seiten
unterhaltsam verarbeitet. Ist es überraschend, dass es auch im hehren
Uni-Betrieb bisweilen nicht viel anders zugeht?
Rezension von Silke Schröder
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