Mareike Fallwickl: Die Wut, die bleibt
DIE WUT, DIE BLEIBT von Mareike Fallwickl erzählt über Feminismus und Gleichberechtigung, Rollenverteilungen und Verantwortlichkeiten.
„Haben wir kein Salz?!“ Als die Familie am Abendbrottisch sitzt und Johannes Helene nach dem WĂĽrzmittel fragt, steht diese auf, geht zum Balkon und – springt. Die Familie ist fassungslos. Helenes beste Freundin, die Schriftstellerin Sarah, springt erstmal ein und versorgt die 15-jährige Tochter und die beiden kleinen Söhne. Vater Johannes verarbeitet seinen Schmerz auf der Arbeit und geht weiter seinem Job nach. Sarah merkt, wie aus ihrem Not- ein Dauereinsatz wird. Und sie bekommt allmählich eine Ahnung von Helenes Familienalltag: Johannes verlässt sich voll auf sie und unterstĂĽtzt sie weder im Haushalt, noch bei den Kids. Aber was soll sie machen, in so einer Situation? So lässt sich Sarah, die nie Kinder hatte und beruflich immer eigenständig blieb, ganz auf die Rolle als Ersatzmutter und Hausfrau ein. Die 15-jährige Lola dagegen stellt die Frage nach dem Warum und geht einen völlig anderen Weg. Sie radikaliert sich immer weiter in ihren Einstellungen und Handlungen.
Die Wut, die bleibt
In „Die Wut, die bleibt“ beschäftigt sich Mareike Fallwickl mit der Verantwortung, die Frauen oft „automatisch“ innerhalb der eigenen Familie wahrnehmen. Und die viele Männer scheinbar noch immer allzu bereitwillig abgeben. Es geht ihr dabei aber nicht um Schuldzuweisungen, sondern um eine pointierte Bestandsaufnahme nach fünfzig Jahren neuerer deutscher Frauenbewegung, nach jahrzehntelangen Gleichstellungsbemühungen. Und um mögliche Konsequenzen und Änderungen der eingefahrenen Verhaltensmuster.
In „Die Wut die bleibt“ ist es Sarah, die als beste Freundin der verstorbenen Mutter einspringt, weil sie sich fĂĽr die Kinder verantwortlich fĂĽhlt. Und die dabei gleich auch den Part des Vaters mit ĂĽbernimmt, weil der es fĂĽr selbstverständlich hält, dass sich fĂĽr ihn doch letztlich nichts ändern kann – oder muss. Einzig die 15-jährige Tochter Lola geht einen anderen, radikaleren Weg und versucht, sich aus der scheinbar vorgegebenen Rolle herauszuboxen. „Die Wut die bleibt“ von Mareike Fallwickl bietet jede Menge Diskussionsstoff ĂĽber Feminismus und Gleichberechtigung, ĂĽber Rollenverteilungen und Verantwortlichkeiten innerhalb von Familien. Sehr zu empfehlen ist deshalb auch das gleichnamige TheaterstĂĽck. Das beruht auf diesem Buch und aktuell am Schauspielhaus Hannover gespielt wird.
Die Autorin
Mareike Fallwickl, 1983 in Hallein bei Salzburg geboren, lebt mit ihrer Familie im Salzburger Land. 2018 erschien Dunkelgrün fast schwarz. 2019 folgte Das Licht ist hier viel heller. Ihr Bestseller Die Wut, die bleibt war ein großer Erfolg bei Presse und Publikum. Die Bühnenfassung hatte im Sommer 2023 Premiere bei den Salzburger Festspielen. Mareike Fallwickl setzt sich für Literaturvermittlung ein, mit Fokus auf weiblichen Erzählstimmen.