
Judith Merchant: Nibelungenmord
NIBELUNGENMORD von Judith Merchant ist ein solider, leicht erzählter Krimi aus dem rheinländischen Königswinter für sommerliche Nachmittage.
In der Nähe der beschaulichen Rheinstadt Königswinter wird in der Drachenfelshöhle am Fuße des Siebengebirges eine Frauenleiche gefunden. Zur gleichen Zeit verschwindet die Ehefrau des ortsbekannten Notars Sippmeyer spurlos. Das Kripo-Team um Jan Seidel und Elena Vogt geht davon aus, dass der Fall weiter keinen Ärger bereiten und die Tote sich schon als die Verschwundene entpuppen wird. Auch die dazu passende Tatverdächtige haben sie schnell parat. Romina Schleheck, die künstlerisch ambitionierte Geliebte des Notars, bereitet gerade eine große Ausstellung ihrer Nibelungenbilder vor und ist noch am Abend des Verschwindens bei den Sippmeyers gesehen. Aber schön wär’s – die Sache ist komplizierter als gedacht. Derweil hat Kommissar Jan Seidel auch mit handfesten privaten Problemen zu kämpfen. Weder will seine betagte und eigenwillige Großmutter Edith ins Altersheim, noch findet die lang geplante Hochzeit mit Nicoletta statt. Als Edith dann auch noch eine heiße Spur zur vermissten Gattin findet, muss Jan einsehen, dass seine rüstige Oma ihm mal wieder eine Nasenlänge voraus ist.
Nibelungenmord
So viel Aufregung im beschaulichen Königswinter! Judith Merchant lässt ihren Krimi “Nibelungenmord“ nicht im Trubel einer Großstadt spielen, sie schaut lieber auf die Abgründe, die sich unvermutet in der Provinz zwischen Rhein und Siebengebirge auftun. Hier geht es um Mord, Tratsch und Klatsch in der Kleinstadt, ums Fremdgehen, um Eifersucht und um falsch verstandene Liebe. Dabei greift sie immer wieder auf die Motive der zwischenmenschlichen Verwicklungen in der altehrwürdigen Nibelungensage zurück, die sich als erstaunlich zeitlos erweisen. Und mittendrin platziert sie eine rüstige Rentnerin, die ihrem Enkel in pfiffiger Miss Marple-Manier auf die Sprünge hilft. Beschaulich wie seine Umgebung, verläuft der Fall streckenweise recht gemächlich, und auch Jan’s private Probleme nehmen viel Raum ein. Kurz und gut: Merchants „Nibelungenmord“ ist ein solider, leicht erzählter Krimi für sommerliche Nachmittage.
Judith Merchant studierte Literaturwissenschaft und unterrichtet heute an der Bonner Universität Creative Writing. Für ihre Kurzgeschichten ist sie zweimal mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet.
Krimis von Judith Merchant: Nibelungenmord # Loreley singt nicht mehr # Die Lügen jener Nacht # Rapunzelgrab # Atme! # Schweig!
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