
Sara Shilo: Zwerge kommen hier keine
Sara Shilo erzählt ZWERGE KOMMEN HIER KEINE aus der Sicht der arabischen Juden, die in Israel immer noch einen schweren Stand haben.
Simona ist jüdische Araberin und lebt mit ihren Kindern in Israel an der Grenze zum Libanon. Seit ihr Mann, der „Falaffelkönig“ Mass’ut, vor Jahren gestorben ist, zieht es sie bei jedem Katjuscha-Raketenangriff nicht in den Schutzraum, sondern auf den Fußballplatz, wo sie hofft, dass eine Rakete sie trifft. So tief sitzt ihr Schmerz und ihre Verzweiflung.
Ihre Kinder gehen mit dem Verlust anders um. Die beiden Brüder Iztik und Dudi sind unzertrennlich. Itzik hat seit seiner Geburt verkrüppelte Hände, sodass der jüngere Dudi für beide kleine Diebstähle und auch schon das Rasieren erledigen muss. Die Tochter Etti träumt von einer Karriere als Radiomoderatorin im fernen Jerusalem und der Älteste, Kobi, nimmt für die Zwillinge, die erst nach dem Tod des Vaters geboren sind, die Stelle des Vaters ein. Sie alle versuchen, ein möglichst normales Leben im kriegs- und krisengeschüttelten Staat Israel zu führen.
Zwerge kommen hier keine
Sara Shilo kommt selbst aus einer syrisch-irakischen Einwandererfamilie. In den 1950er Jahren sind viele Juden aus dem arabischen Raum nach Israel gekommen. Sie wurden von der israelischen Regierung gerne in Randgebieten der Großstädte und an den Grenzen angesiedelt. Oft bleiben sie unter sich, entwickeln ihren eigenen Dialekt, bekommen die schlechteren Jobs und leben am Rande der israelischen Gesellschaft – israelische Juden, aber dennoch Bürger zweiter Klasse.
In der Art eines emotionalen Tagebuchs beschreibt Sara Shilo in „Zwerge kommen hier keine“, wie die Familienmitglieder mit ihrer alltäglichen Situation und ihren GefĂĽhlen umgehen. Das Geld ist knapp, die Fabrik ist wegen der Bombenangriffe ständig geschlossen. Doch es gibt auch immer Hoffnung. So träumen die Kinder von einem besseren Leben in einer schöneren Wohnung und mit einem tollen Job. Mit dem ungewöhnlichen Stil des Buches versucht die Ăśbersetzerin, den eigenwilligen Dialekt der Menschen einzufangen.
„Zwerge kommen hier keine“ von Sara Shilo ist ein ganz besonderes und sehr persönliches Buch aus der Sicht von Menschen, die in Israel einen schweren Stand haben. Sara Shilo wagt die Innenansicht einer Gesellschaft, die zahlreiche Konflikte unter der allgegenwärtigen Auseinandersetzung mit den Palästinensern begräbt. Trotzdem oder gerade deshalb ist „Zwerge kommen hier keine“ von Sara Shilo bis auf Platz eins der israelischen Bestsellerlisten gelangt.
Die Autorin
Sara Shilo ist in Jerusalem geboren. 1976 zog sie mit ihrem Mann in eine israelische Siedlung in Ma’alot. Sie leitete das dortige Zentrum der Künste, schrieb Kinderbücher und gründete ein Puppentheater. ›Zwerge kommen hier keine‹, ihr erster Roman für Erwachsene, gewann den Ministry of Culture Prize for a debut novel, den Wiener Prize for a debut novel sowie den Sapir Prize, Israels höchste literarische Auszeichnung. Shilo lebt mit ihrer Familie in Galiliäa.
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