Ling Ma: New York Ghost

Mit NEW YORK GHOST erzählt Ling Ma eine düstere Dystopie und eine drastisch, aber wunderbar-satirisch erzählte Allegorie auf unser Dasein.

Candace Chen bemerkt zunächst gar nicht, das eine tödliche Pilzsporen-Epidemie in ihrer Heimatstadt New York ausgebrochen ist. So sehr ist sie in ihrer alltäglichen Arbeit bei einem Verlagsdienstleister verfangen. Candace ist zuständig für den Import von billigen Bibel-Drucken aus Asien – und damit näher dran an dem Problem, als sie denkt. Denn in den Transportboxen solcher Massenware kamen auch die Sporen des ‘Chen-Fiebers’ ins Land. Rasend schnell greift die Infektion um sich; Geschäfte schließen und Menschen verlassen in Massen die Stadt. Schon bald ist Candace fast allein im Big Apple.

In ihrem dystopischen Roman “New York Ghost” zeichnet die US-Amerikanische Autorin Ling Ma ein düsteres Zukunftsbild. Im Mittelpunkt steht ihre Protagonistin Candace, die selbst, als das Leben durch die Pandemie bereits zusammenbricht, noch weiter an ihrem tretmühlenartigen Alltag festhält. Immer wieder switcht Ma dabei zurück in die Vergangenheit ihrer Heldin, so dass wir viel über ihr Leben im Großstadtdschungel mit all den Eindrücken, der ständigen Eile und der aufreibenden Arbeit erfahren. Aber nicht nur sie klammert sich an ihre alltäglichen Abläufe, auch die Infizierten sterben nicht gleich, sondern führen gnadenlos immer wieder die gleichen, vertrauten Routinen aus. So hält uns “New York Ghost” den Spiegel vor und zeigt, wie sehr auch wir in unseren mehr oder weniger bequemen Leben verfangen sind und bis zum Ende unsere klitzekleine Rolle im Getriebe der globalen Wirtschaft spielen – eine drastisch, aber wunderbar-satirisch erzählte Allegorie auf unser Dasein.

Ling Ma wurde in China geboren, wuchs in den USA auf und lebt in Chicago. Ihr Debütroman »New York Ghost« (Severance, 2018) gewann zahlreiche Preise (Young Lions Fiction Award, Kirkus Prize, Whiting Award), stand auf der Shortlist des PEN/Hemingway Award for Debut Novel und auf diversen Bestenlisten.