Michèle Minelli: Die Ruhelosen

Michèle Minelli: Die Ruhelosen

Michèle Minelli gelingt mit DIE RUHELOSEN eine überzeugend facettenreiche Familiensaga durch 150 Jahre europäischer Geschichte.

Mit dem Perückenmacher Frantisek Schön fängt 1859 alles an. Der pfiffige Friseur, der sich auf künstliche Teilhaarperücken spezialisiert hat, verliebt sich in die Adelige Alzbeta. und trotz aller Widerstände heiraten die beiden. Derweil muss die die große, schlanke Constanza Modiglini den kleinwüchsigen Lazzaro zum Mann nehmen. Ein Umstand, den sie nicht gut verkraftet, aber immerhin findet sie Trost bei seiner Schwester. Serafino dagegen verlebt mit seinen Eltern und seinen fünf Geschwistern unbeschwerte Jahre im norditalienischen Bergamo. Bis ein tödlicher Unfall des Vaters seine Kindheit abrupt beendet. Als ältester Sohn muss er jetzt das Geld verdienen. Die junge Vogelkundlerin Aude schließlich, die in den 1960er Jahren in der Schweiz geboren wird, stößt eher zufällig auf die lange Geschichte ihrer Familie. Doch dann folgt sie sich umso akribischer ihrer Spur.

Die Ruhelosen

In einer sehr poetischen Spache erzählt die Schweizerin Michèle Minelli in “Die Ruhelosen” die Geschichte von vier Familien. Diese nimmt ihren Anfang in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Familiensaga ist zugleich eine europäische Migrationsgeschichte aus einer Zeit, in der von Migration noch gar nicht die Rede war. Acht Generationen lang schlagen sich “Die Ruhelosen” redlich durch die europäische Geschichte. Unter ihnen waren Musiker und Perückenmacher ebenso wie Gastwirte und Händler. Und alle trieb sie das Streben nach einem besseren Leben. Das sie früher oder später aus allen Ecken des Kontinents in der Schweiz zusammenkommen ließ. Die Autorin Michèle Minelli lässt viel Biografisches in ihre Geschichte einfließen. Denn auch in ihrer eigenen Familie gibt es viele Erzählungen und Legenden über die Herkunft der Vorfahren. Sie stellte historische Recherchen an, reiste quer durch Europa, sammelte Bilder und Briefe längst verstorbener Verwandter und legte damit den Grundstein für die fiktive Saga um Audes Familie.

Dabei stellt die Autorin stets die persönliche Entwicklung ihrer Figuren in den Mittelpunkt. Und erwähnt die großen geschichtlichen Umbrüche der Zeit eher nebenbei. Sie bilden die unvermeidliche, aber doch letztlich sekundäre Begleitmusik in der langen Kette individueller Biografien. Trotz einiger langer Passagen gelingt Minelli mit “Die Ruhelosen” eine überzeugend unaufgeregte, facettenreiche Familiensaga durch 150 Jahre europäischer Geschichte.

Michèle Minelli ist 1968 in Zürich geboren. Sie veröffentlichte mehrere Sachbücher über das Asylland Schweiz, eine Reisereportage und den Roman „Adeline, grün und blau“ (2009). Außerdem drehte sie Dokumentarfilme und arbeitet als Dozentin für kreatives Schreiben in Zürich.

hallo-buch.de - Rezensionen und Buchtipps von Silke Schröder
hallo-buch.de

      

© Aufbau Verlag
752 Seiten
März 2012
ISBN: 978-3351033866

      

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