John Niven: Kill ‘Em All
KILL ‘EM ALL von John Niven ist eine bitterböse und zynische Gesellschaftskritik in Zeiten von Trump, Fake-News und der #metoo-Debatte.
Gelesen von Dietmar Wunder
Nachdem Steven Stelfox eine gewinnbringende Karriere im Showbiz hingelegt hat, genießt der 47-jährige das angenehme Leben des Jetset. Nur ab und an übernimmt er noch einen Job als gut bezahlter Berater in der Musikindustrie. So auch in diesem Fall: Ein alter Freund, der inzwischen CEO eines großen Musiklabels ist, bittet ihn um Hilfe. Denn der einstmals erfolgreichste Popstar auf Erden, Lucius Du Pre, wird von den Eltern eines der zahlreichen kleinen Jungen, die er regelmäßig auf sein Luxusanwesen einlädt, mit einem kompromittierenden Video erpresst. Und das genau in dem Moment, als der Ex-Star gemeinsam mit dem Label ein großes Comeback plant, um seine immensen Schulden zu tilgen.
Kill ‘Em All
Nicht weniger als 20 Jahre sind nach Steven Stelfox Abrechung in “Kill your friends” vergangen. Jetzt präsentiert John Niven die Fortsetzung seines Musik-Thrillers. “Kill’em all” ist eine bitterböse und zynische Gesellschaftskritik in Zeiten von Trump, Fake-News und #metoo-Debatte. Schonungslos und ohne moralische Bedenken geht seine Figur Steven Stelfox über Leichen, um an den gewünschten Erfolg zu kommen. Dabei erzählt der Autor aus der Sicht seines Anti-Helden von skrupellosen Machenschaften im Showbiz, von reichen Verehrern, die für einen Privat-Auftritt ihres Stars gern mal beide Augen zudrücken, und von der Gier nach dem großen Geld. Niven streift dabei auch Themen wie das Emporkommen egomaner Polit-Rowdies oder den englischen Brexit-Entscheid und gibt durch seine Figur ebenso illusionslose wie erschreckend realistische Ansichten zum Besten. In “Kill ‘em all” ist niemand wirklich nett, und trotzdem ist es großartige Unterhaltung. Wieder einmal hervorragend gelesen von Dietmar Wunder, der hier sein ganzes stimmliches Repertoire zum Einsatz bringt.
John Niven, geboren in Ayrshire im Südwesten Schottlands, spielte in den Achtzigern Gitarre bei der Indieband The Wishing Stones, studierte dann Englische Literatur in Glasgow und arbeitete schließlich in den Neunzigern als A&R-Manager einer Plattenfirma, bevor er sich 2002 dem Schreiben zuwandte. 2006 erschien sein erstes Buch, die halbfiktionale Novelle Music from Big Pink über Bob Dylan und The Band in Woodstock; 2008 landete er mit dem Roman Kill Your Friends – einer rabenschwarzen Satire auf die Musikindustrie – einen internationalen Bestseller. John Ni