
Tatjana Tolstaja: KYS
Tatjana Tolstaja erzÀhlt mit KYS ein Science-Fiction-MÀrchen, das von Dummheit und dem Verlust an gesellschaftlichen Zusammenhalt handelt.
Benedikt ist ein vertrĂ€umter junger Mann, dessen Liebe vor allem der Literatur gilt – auch wenn ihm die MĂ€dchen sehnsĂŒchtige Blicke zuwerfen. Blendend und gesund sieht er aus: eine Ausnahmeerscheinung in Fjodor-Kusmitschk, vor dreihundert Jahren noch als Moskau bekannt. Doch das war vor der „groĂen Explosion“, die die alte Welt in Schutt und Asche gelegt hat. In der neuen Welt ist es zwar verboten, BĂŒcher zu besitzen, aber es wird eifrig gelesen. Alle Werke, vom Klassiker bis zum AbzĂ€hlreim, werden einem einzigen Autor zugeschrieben: dem Tyrannen Fjodor Kusmitsch. Und niemand wundert sich ĂŒber dessen unerschöpfliche Erfindungsgabe.
Auch Benedikt nicht, der als Schreiber tĂ€tig ist und Literatur konsumiert wie eine Droge. Um seine Sucht leichter stillen zu können, lĂ€sst er sich auf eine Heirat mit der Tochter des Geheimdienstchefs ein. Durch seine NĂ€he zur Macht gerĂ€t Benedikt in höchste Gefahr: Auf ihn lauert die Kys, ein katzenartiges Wesen, unsichtbar und ewig hungrig. Wer der Kys begegnet, dem sind Verstand und Seele geraubt …
KYS
Bitterböse spottet Tatjana Tolstaja ĂŒber das heutige Russland, das Land nach Tschernobyl und der Sowjetunion. Eine Bevölkerung, die ihre Moral und ihre Kultur vergessen hat und nur noch einer schĂ€bigen Selbstsucht folgt. Ein totalitĂ€res Regime, das sich dem europĂ€ischen Gedanken niemals wirklich angenĂ€hert hat. Und ein lesesĂŒchtiger Held, der zwar erstaunt erkennt, dass die Weltliteratur nicht nur aus der Feder des einzig zugelassenen Autors stammt, aber mit dem wiederentdeckten Gedankenuniversum doch nichts mehr anzufangen weiĂ, weil die Wörter und Begriffe mit dem Untergang der alten Zivilisation ihren Sinn verloren haben.
In ungeschliffenen, groben Worten erzĂ€hlt Tatjana Tolstaja ein volkstĂŒmliches Science-Fiction-MĂ€rchen. In dem von den Folgen der Dummheit und dem Verlust an gesellschaftlichen Zusammenhalt handelt. Und sich dabei doch stets einen augenzwinkernden, selbstironischen Schalk erhĂ€lt. Ein Buch, das einen schaurig packt und trotz aller DĂŒsternis SpaĂ macht.
Tatjana Tolstaja, 1951 in St. Petersburg geboren, ist die GroĂnichte Leo Tolstois. Sie studierte Altphilologie und gilt inzwischen international als eine der bedeutendsten Autorinnen der Gegenwart.
Fantastische Buchtipps – HIER

