Alia Yunis: Feigen in Detroit

Alia Yunis: Feigen in Detroit

FEIGEN IN DETROIT von Alia Yunis ist ein Blick auf eine arabischstĂ€mmige Familie, die im „melting pot“ Amerika ihre Wurzeln geschlagen hat.

Nachdem sich die ĂŒber 90-jĂ€hrige Fatima Abdullah nach 65 Jahren Ehe von ihrem Mann Ibrahim getrennt hat und von Detroit nach LA gezogen ist, wohnt sie jetzt bei ihrem Enkel Amir. Allerdings glaubt Fatima, dass ihr Aufenthalt bei Amir nur fĂŒr kurze Zeit ist, denn in neun Tagen besucht sie Scheherazade zum Tausendunderstem Mal. Und bis dahin hat sie jede Menge zu tun: Bis zum Besuchstermin muss sie nicht nur ihr Erbe unter ihren acht Kindern und diversen Enkeln aufteilen, sondern auch ihrem schwulen Lieblingsenkel eine Frau besorgen, der schwangeren Urenkelin Arabisch beibringen und sich eventuell doch wieder mit ihrem Ehemann Ibrahim aussöhnen. Viel Programm also fĂŒr die kleine alte Frau. Doch mit Herz und Durchsetzungsvermögen und auch Dank ihrer Urenkelin Dezimeter findet alles seinen guten Weg


Wer kennt sie nicht, Scheherazades MĂ€rchen aus 1001 Nacht? In Alia Yunis „Feigen in Detroit“ geht es zwar nicht um MĂ€rchen. DafĂŒr aber um 1001 Geschichten aus dem Leben von Fatima, die vor ĂŒber 50 Jahren aus dem Libanon nach Detroit ausgewandert ist. Und es geht um ihre Kinder, Enkel und Urenkel, die alle völlig verstreut in den USA leben. Da sind die GynĂ€kologin Hala, die flippige Syrana, Miriam, die sich nach dem Tod ihres Mannes im Koreakrieg wie eine MĂ€rtyrerin auffĂŒhrt, die Pflicht versessene Ă€lteste Tochter Laila, die JĂŒngste Lena oder der schwule Schauspieler-Enkel Amir, dem – wie kommt es nur? – in letzter Zeit ausschließlich Rollen fĂŒr arabische Terroristen angeboten werden. Und der die gesamte Familie mit seinen belanglosen E-Mails ĂŒber das Wetter und Fatimas Kapriolen informiert.

In diesem Plot spielt Alia Yunis nicht nur virtuos mit dem PhĂ€nomen Großfamilie. Sie geht auch immer wieder auf die offenkundigen oder kaum merklichen VerĂ€nderungen im Leben der arabischen Bevölkerung in den USA seit dem 11. September 2001 ein. Ein humorvoller und kluger Blick auf eine arabisch-stĂ€mmige Familie, die im großen „melting pot“ Amerika ihre Wurzeln geschlagen hat.

Alia Yunis ist Tochter eines libanesischen UN-Diplomaten. Sie ist aufgewachsen im Mittleren Westen der USA und im Mittleren Osten, arbeitete als Journalistin und Filmemacherin in Los Angeles. Sie ist zurzeit Dozentin fĂŒr Kommunikationswissenschaft an der UniversitĂ€t von Abu Dhabi und Mitglied der PEN Emerging Voices.

hallo-buch.de - 
Rezensionen und 
Buchtipps von Silke Schröder
hallo-buch.de

      

© Aufbau Verlag
472 Seiten
August 2010
ISBN: 978-3351033224
Original:
The Night Ciounter

      

Weitere spannende Buchtipps aus den USA


zurĂŒck zu hallo-buch » Alia Yunis: Feigen in Detroit
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner