Jesmyn Ward: So gehn wir denn hinab
SO GEHN WIR HINAB von Jesmyn Ward ist ein eindrucksvolles Roman, der an die unmenschliche Sklaverei in den USA erinnert.
Wie schon ihre Mutter, so ist auch die kleine Annis in den USA des 19. Jahrhunderts in die Sklaverei geboren. Ihr Vater, der weiße Plantagenbesitzer, verkauft erst ihre Mutter und dann sie selbst. Annis kommt von den Reisplantagen in South Carolina auf eine Zuckerrohrplantage bei New Orleans. Der Weg dahin ist mörderisch: Angekettet müssen sie hunderte von Kilometern zu Fuß bewältigen. Auf der neuen Plantage trifft sie Bastian, der mit anderen entlaufenen Sklaven in den Sümpfen Louisianas lebt und sich heimlich auf die Farm schleicht. So nimmt auch bei ihr der Gedanke an die Flucht immer ernsthaftere Formen an. Kann es gelingen?
So gehn wir denn hinab
In einer kraftvollen und sehr poetischen Sprache erzählt Jesmyn Ward ihren gewaltvollen und gleichzeitig einfühlsamen Roman “So gehn wir denn hinab” aus der Sicht der jungen Sklavin Annis. Sie setzt dabei die grauenvolle und gnadenlose Wirklichkeit gegen eine Welt der Zaubereien und Mythen. Die Ich-Erzählerin Annis zehrt von den Erinnerungen ihrer Großmutter Aza, die eine afrikanische Kriegerin war. Daraus zieht sie ihre Kraft. Jesmyn Ward beschreibt das damalige System der Sklaverei in den Südstaaten der USA schnörkellos und direkt. Sie schafft grauenvolle Bilder, denen sie aber immer wieder die Stärke und das Wissen ihrer Protagonistin entgegenstellt. So ist “So gehn wir denn hinab” ein eindrucksvolles fiktionales Zeitdokument, das uns an eine unmenschliche, immer noch präsente Vergangenheit für Millionen von Menschen erinnert – und an ihren Kampf um Befreiung.
Jesmyn Ward ist 1977 geboren. Sie wuchs in DeLisle, Mississippi, auf. Nach einem Literaturstudium in Michigan war sie Stipendiatin in Stanford und Writer in Residence an der University of Mississippi. Sie lehrt derzeit Englische Literatur an der Tulane University in New Orleans. Jesmyn Ward ist die erste Frau und die erste Afroamerikanerin, die zweimal mit dem wichtigsten amerikanischen Literaturpreis, dem National Book Award, ausgezeichnet ist: für Vor dem Sturm (Kunstmann, 2013) und für Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt (Kunstmann, 2018). Sie erhielt außerdem u.a. den MacArthur Genius Grant und den Library of Congress Prize for American Fiction.