T.C. Boyle: Die Terranauten
In DIE TERRANAUTEN erzÀhlt T.C. Boyle vom menschlichen Miteinander unter den Bedingungen einer hermetisch abgeschlossenen BiosphÀre.
gelesen von August Diehl, Ulrike C. Tscharre, Eli Wasserscheid
USA 1994. Acht Crewmitglieder, vier Frauen und vier MĂ€nner, nehmen am Projekt âEcosphere 2â teil, einem privat finanzierten Versuch, zur Vorbereitung eines Raumfluges zwei Jahre in einer hermetisch abgeschlossenen BiosphĂ€re zu leben. Gartenbau und Wasseraufbereitung, Instandhaltung und Gesundheit â alles liegt in den HĂ€nden der Crew, und was auch passiert, die Tore der Station sollen geschlossen bleiben. Ausgesucht wurden die Mitglieder allerdings nicht nur nach ihren FĂ€higkeiten, sondern auch nach ihrem Ă€uĂeren Erscheinungsbild â Werbung und Rechteverwertung sollen schlieĂlich einen Gutteil der Kosten wieder einspielen. So lassen sich u.a. die gut aussehende Nutztierpflegerin Dawn Chapman und der eloquente Pressesprecher Ramsay Roothoorp unter groĂem Medienrummel auf das Experiment ein. Doch unter den Eingeschlossenen kommt es nicht nur zu engen Freundschaften und AffĂ€ren, sondern auch zu Missgunst, Eifersucht und RivalitĂ€t. Als Dawn schwanger wird, gerĂ€t das mediale Dauer-Spektakel in Schwierigkeiten. Soll sie das Kind ohne medizinische Kontrolle austragen oder ist das Experiment gescheitert?
Die Terranauten
Laut T.C. Boyle gab es das Projekt “BiosphĂ€re 2” 1991 in der WĂŒste von Arizona wirklich. In seinem neuen Roman âDie Terranautenâ geht er auf das menschliche Miteinander unter den besonderen Bedingungen eines simulierten Raumfluges ein. Denn Tag fĂŒr Tag auf Gedeih und Verderb voneinander abhĂ€ngig zu sein, ist eine echte Herausforderung. So schreibt er ĂŒber Empathie und Freundschaft, Geltungs- und Eifersucht, Profilneurosen und Gruppendynamiken. ErzĂ€hlt wird âDie Terranautenâ aus drei verschiedenen Perspektiven. Aus der Sicht der TierwĂ€rterin Dawn Chapman, dem leicht triebgesteuerten Ramsay Roothoorp und von Linda Darlene Ryu, die es nicht ins Team geschafft hat und nun neidisch das Geschehen von auĂen kommentiert, immer in der Hoffnung, bei der nĂ€chsten Mission dabei zu sein. Boyle schafft dabei eine Mischung aus historischem Science Fiction â wie stellte man sich die Zukunft Anfang der 90er Jahre vor?
Und einer waschechten Soap-Opera mit Lieben und Trieben, Betrug und Eifersucht, womit er seinem Humor und seinem oft tiefgrĂŒndigen Witz eine ideale Spielwiese verschafft. âDie Terranautenâ ist damit auch ein tiefer Blick hinter die Kulissen der modernen Medienmaschinerie. Der Autor sagt selbst, dass er besessen vom Thema âUmweltâ ist und sich fragt. Ob der Mensch auch unter optimalen technischen Voraussetzungen zu einem Leben im Einklang mit der Natur fĂ€hig ist. âDie Terrarauntenâ reiht sich hier perfekt ein.
T. C. Boyle, geb. 1948 in Peekskill, New York im Hudson Valley, war Lehrer an der dortigen High-School und publizierte wÀhrend dieser Zeit seine ersten Kurzgeschichten. Heute lebt er in Kalifornien und unterrichtet an der University of Southern California in Los Angeles Creative Writing.