Elina Penner: Die Unbußfertigen
Elina Penner plädiert in DIE UNBUßFERTIGEN den eigenen Internetkonsum und das eigene Medienverhalten mal wieder zu überdenken.
Zehn verschiedene Menschen treffen sich in einer luxuriösen alten Villa auf dem Land. Sie alle sind eingeladen worden, weil sie bei einem Spiel einen bestimmten Score erreicht haben. Doch sie haben noch eine weitere Gemeinsamkeit: Jeder und jede einzelne von ihnen ist sehr aktiv im Internet unterwegs. Sie geben Kommentare ab, bilden Meinungen, liefern Content oder suchen sich ihre sozialen Kontakte – Freunde, Partner, Bekanntschaften, Opfer – auf Dating-Plattformen. Und natürlich ist für sie klar, dass es sich bei diesem ungewöhnlichen Meet-up nur um ein besonderes Event für aufstrebende Internet-Influencing-Stars handeln kann. Doch statt aufregend-prickelnder Überraschungen verschwindet eine nach dem anderen …
Die Unbußfertigen
In “Die Unbußfertigen” beschäftigt sich Elina Penner mit jenen Menschen, die im Netz auf den verschiedensten Kanälen wie Social Media, Dating-Apps, Blogs oder als Kommentatoren omnipräsent sind. Wer kennt sie nicht: Die Mutter, die Sharenting mit ihren Kindern betreibt, der ältere Herr, der grundsätzlich nur negative Beurteilungen abgibt, die Busfahrerin, die alternative Heilungsmethoden anbietet, der Rechtsradikale, der junge Menschen mit klaren Hassbotschaften anwirbt, das Fitnessmodel mit ihrem perfekten Traumbody oder der Typ, der auf Dating-Apps als skrupelloser Love-Scammer unterwegs ist. Penner setzt sich damit auseinander, welche Auswirkungen die Präsenz und der Content solcher Leute auf das Verhalten ihrer Follower haben.
Und ganz nebenbei rechnet sie auch noch mit den klassischen TV-Reality-Shows und ihren absurden Formaten ab, die in ihren Auswirkungen den toxischen Netzangeboten in nicht viel nachstehen. Wobei die Autorin ihren Fokus vor allem auf die Rolle von Frauen legt und sich fragt, was eine feministische Position zu diesen Phänomenen sein könnte. Daher: Wer Elina Penners “Die Unbußfertigen” gelesen hat, muss zwar nicht gleich in den ewigen Flugmodus überwechseln, aber den eigenen Internetkonsum und das eigene Medienverhalten mal wieder zu überdenken kann ganz sicher nicht schaden. Informativ und anregend!
Die Autorin
Elina Penner ist 1987 noch gerade so als Sowjet-Bürgerin geboren. Sie erklärt seit über 30 Jahren, wieso sie mennonitisch-plautdietsche Deutsche und nicht Russin ist. Dank ihres 2022 erschienenen Debütromans »Nachtbeeren« wird das mit dem Erklären weniger. Da sie Gegensätzliches liebt, hat sie sowohl in Bayern als auch in Berlin studiert. Seit Jahren lebt sie wieder in der ostwestfälischen Heimat, von wo aus sie das Online-Magazin »Hauptstadtmutti« betreibt. Texte von ihr erschienen bei Der Spiegel, Vogue, 11 Freunde.






