
Melanie Raabe: Die Falle
DIE FALLE von Melanie Raabe ist ein ausgeklügeltes, psychologisch fein getrimmtes Kammerspiel, das mit geschickten Wendungen überrascht.
Gelesen von Birgit Minichmayr und Devid Striesow
Die Schriftstellerin Linda Conrads lebt mit Hund Bukowski in einer feisten Villa am Starnberger See. Die Bücher der 38-Jährigen verkaufen sich super, doch sie selbst gilt als verschroben, denn seit dem Mord an ihrer Schwester vor elf Jahren hat sie ihr Haus nie mehr verlassen. Kontakt nach außen hat sie nur durch ihre Haushälterin Charlotte, ihren Verlag und wenige Freunde. Als sie eines Tages den bekannten Journalisten Victor Lenzen im Fernsehen sieht, glaubt sie, den Mann wiederzuerkennen, der sich damals eiligst vom Tatort entfernte, als Linda ihre Schwester blutüberströmt auffand. Da die Polizei ihr keinen Glauben schenkt, schmiedet sie einen Plan, wie sie Lenzen überführen kann: Sie lädt den Journalisten zu einem ihrer sehr seltenen Interviews ein. Für das Gespräch hat sie sich viel vorgenommen, doch dann kommt alles etwas anders …
“Die Falle” ist ein fast-Ein-Personen-Stück. Melanie Raabes schafft mit der Figur der Linda Conrads eine Schriftstellerin, die erfolgreich, aber psychologisch schwer angeschlagenen ist. Denn der flüchtende Mörder ihrer Schwester verfolgt sie bis heute in ihren Träumen, sodass sie sich völlig zurückgezogen hat. Durch das permanente Alleinsein geraten auch ihre Gedanken auf ganz eigene Wege. Ist der Journalist Victor Lenzen wirklich der Mörder ihrer Schwester, oder ist das nur eine fixe Idee? Die Autorin baut ganz raffiniert eine Geschichte auf, bei der man nie sicher sein kann, was real ist und was den ausschweifenden, verworrenen Gedankenströmen ihrer Ich-Erzählerin entspringt. Dieses undurchsichtige Labyrinth steigert Raabe noch, indem sie ihre Autorin wiederum einen Thriller schreiben lässt, in dem es – was sonst? – um eine Frau geht, die den Mord an ihrer Schwester aufdecken will. Was ist hier also Wahrheit, was Suggestion? Fazit: “Die Falle” ist ein ausgeklügeltes, psychologisch fein getrimmtes Kammerspiel, das sich viel im Kopf der Heldin abspielt, aber auch mit einigen geschickten Wendungen überrascht. Authentisch gelesen von Birgit Minichmayr und Devid Striesow.
Melanie Raabe wurde 1981 in Jena geboren, wuchs in einem 400-Seelen-Dorf in Thüringen und einer Kleinstadt in NRW auf, studierte Medienwissenschaft und Literatur in Bochum und lebt inzwischen in Köln. Sie betreibt ihren eigenen Interview-Blog (www.biographilia.com) und erhielt bereits mehrere Preise für ihr Schreiben. Die Rechte an ihrem Roman „Die Falle“ wurden bereits vor Erscheinen international verkauft, u.a. nach Frankreich, Italien, die Niederlande, Spanien und das englischsprachige Ausland.
Weiteres Großartiges von Melanie Raabe: Die Falle # Der Morgen # Der längste Schlaf # Die Wahrheit # Die Wälder
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