Matt Haig: Die Mitternachtsbibliothek

DIE MITTERNACHTSBIBLIOTHEK von Matt Haig ein aufmunternder Roman für alle, die schon immer mal wissen wollten, was wäre wenn…

Gelesen von Annette Frier.

Nora Seed will nicht mehr. Sie hat genug vom Leben. Und es ist ja auch zum Kotzen: Der Alltag im piefigen Bedford verstreicht absolut ereignislos, den Job im Musikgeschäft “String Theory” ist sie los, ihr Bruder redet schon lange nicht mehr mit ihr und ihr Freund hat Schluss gemacht. Selbst ihr ihr alter Nachbar verzichtet neuerdings auf ihre Botengänge zum Supermarkt, der Nachhilfeschüler hat den Klavierunterricht quittiert und ihre beste Freundin amüsiert sich im fernen Australien. Es reicht. So beschließt Nora, selbst aus dem Leben zu scheiden. Doch sie erwacht wieder – und steht in einer riesigen Bibliothek. Mrs. Elm, die alte Bibliothekarin aus der Bedford-Bücherei empfängt sie freundlich und eröffnet ihr einen Blick in all die anderen, sicher viel glücklicheren Leben, die sie doch hätte führen können. Wie wäre zum Beispiel die Teilnahme an den Olympischen Spielen oder das Leben als Rockstar gewesen? Doch Nora kann sich nicht entscheiden, denn jedes Gute birgt auch eine Gefahr...

Was wäre, wenn? Sich mit dieser Frage im Hinblick auf das eigene Leben zu beschäftigen, ist immer wieder ein spannendes Experiment – birgt aber auch die Gefahr, ein wenig zu viel mit dem eigenen Schicksal zu hadern. In “Die Mitternachtsbibliothek” gelingt Matt Haig mit Hilfe der Stringtheorie, also der Theorie der Multiuniversen ein eleganter Kniff, um seine Heldin Nora in die verschiedensten Varianten ihres Lebens zu schicken. Durch diese kurzen Einblicke lernt Laura nicht nur, ihr reales Leben etwas mehr zu schätzen, sie bemerkt auch, dass der äußere Schein oftmals täuscht und am Ende in jeder Biografie gute und schlechte, traurige und glückliche Passagen zu meistern sind. So ist “Die Mitternachtsbibliothek” ein aufmunternder Roman für alle, die manchmal etwas down sind – und auch einer für jene, die schon immer mal wissen wollten, was wäre wenn… Großartig gelesen von Annette Frier.

Matt Haig, geboren 1975 in Sheffield, hat bereits mehrere Romane und Kinderbücher veröffentlicht, die mit verschiedenen literarischen Preisen ausgezeichnet und in über dreißig Sprachen übersetzt wurden. In Deutschland bekannt wurde er mit dem SPIEGEL-Bestseller ›Ich und die Menschen‹.

Rezension von Silke Schröder

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