© Marebuchverlag
220 Seiten
September 2007
ISBN: 978-3866480650
Michal Zamir: Das Mädchenschiff
DAS MÄDCHENSCHIFF von Michal Zamir hat autobiografische Züge und berichtet über die Situation der Frauen in der israelischen Armee
Mit 18 Jahren müssen junge Israelinnen zum Militär. Auch die Heldin
in Michal Zamirs Buch bleibt von der zweijährigen Dienstzeit nicht verschont.
Die Autorin beschreibt ihre letzten Monate in einem Stützpunktbüro für
höhere Offiziere, dem so genannten „Mädchenschiff“ inmitten einer durchweg
männlich-dominierten Welt. Und schamlos nutzen dort viele Befehlshaber
ihre Autorität, um junge Rekrutinnen in sexuelle Verhältnisse zu drängen.
Auch Zamirs Protagonistin (ihr Name bleibt anonym) ist auf diese Weise
schon mehrfach schwanger geworden, doch die Väter wollten stets ungenannt
bleiben. Wie alle jungen Frauen sollte sie eine „Vergewaltigung durch
Araber“ angeben, damit sie eine Ausschabung vom Militär spendiert bekommt
- und niemand etwas erfährt.
Sie aber träumt von Zuneigung, Liebe und
einer Zukunft, denn von ihrem privaten Leben ist sie zwei Jahre lang abgeschnitten.
Die Schwangerschaften verschweigt sie ihrem strengen Elternhaus, leidet
stattdessen unter Minderwertigkeitsgefühlen und reagiert mit gespielter
Gleichgültigkeit auf die harte Macho-Welt des Militärs. Selbst den Selbstmord
einer Freundin registriert sie nur am Rande. Ist sie bereits Teil der
unbarmherzigen Maschinerie geworden?
Schon seit der Gründung Israels werden
Frauen ebenso wie Männer zur Armee eingezogen und Wehrdienstverweigerung
ist praktisch unmöglich. Doch außer gelegentlichen Nachrichten über die
hohe Selbstmordrate unter den Rekruten und die wichtige Rolle der Armee
als „Partnerbörse“ erfährt man hierzulande nur wenig über das Leben der
Betroffenen. Der Roman von Michal Zamir gibt uns einen kleinen Einblick
in die Verhältnisse hinter dem Kasernenzaun.
20 Jahre, sagt die Autorin,
die selbst zwei Jahre „dabei“ war, habe sie gebraucht, um dieses Buch
zu schreiben – obwohl sie betont, dass es keine autobiografischen Züge
hat. Was sie darstellt, sind keine schönen Aussagen über eine Armee, die
gerade in Israel eine zentrale gesellschaftliche Rolle spielt. Frauen
an der Waffe - was nach außen als Gleichberechtigung aussieht, entpuppt
sich oft genug als Reproduktion der Gewaltverhältnisse nach innen. Zamir
zeigt auf, wie die jungen Rekrutinnen mit dem streng hierarchischen System
umgehen und immer wieder daran zerbrechen.
Aber sie sieht auch Hoffnung
auf Veränderung – nicht zuletzt aufgrund ihres Buches, das in Israel hohe
Wogen geschlagen hat und die Feuilletonisten begeistert. Auch wenn es
keine leichte Kost ist: Zamir präsentiert uns eine sehr empfehlenswerte
Geschichte über ein Land, das fast jede Woche über unsere Nachrichtenschirme
flimmert.
Michal Zamir wurde 1964 in Tel Aviv geboren und ist die Tochter von Zvi Zamir,
der zur Zeit des Münchner Attentats von 1972 den Mossad führte. Sie hat als
Achtzehn- bis Zwanzigjährige ihren Armeedienst abgeleistet. Michal Zamir lebt
mit ihrer Tochter in Tel Aviv.
Rezension von Silke Schröder
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