Stuart Neville: Blutige Fehde
BLUTIGE FEHDE von Stuart Neville ist ein spannender knallharter Actionthriller aus dem nordirischen Belfast.
Der Belfaster Police-Inspector Jack Lennon hat es nicht einfach. Als irisch-stämmiger Katholik ist er der fast nur aus britischen Loyalisten bestehenden, nordirischen Polizeitruppe beigetreten. Seine Familie spricht seitdem nicht mehr mit ihm. Und seit der Trennung von seiner Freundin darf er auch die gemeinsame Tochter nicht mehr sehen. Als nacheinander mehrere stadtbekannte Belfaster Halbkriminelle ermordet werden, befürchtet die Polizeiführung, dass hier nicht nur ein paar alte Rechnungen beglichen werden. Sondern dass womöglich eine neue, große Fehde zwischen den seit Jahrzehnten verfeindeten Lagern ausbricht. Jack bekommt in der Zwischenzeit heraus, dass seine Ex mitsamt Tochter Ellen zwischen die Fronten geraten ist. Und als Köder benutzt werden soll, um einen bekannten Killer anlocken – und dies mit Wissen seiner eigenen Behörde. Ihm wir immer klarer, dass er niemanden mehr trauen kann. So macht sich Jack gegen den Widerstand seiner Vorgesetzten auf dem Weg, um Marie und Ellen zu retten.
Dass die Verhältnisse in Nordirland auch nach dem Friedensvertrag zwischen britischen Loyalisten und irischen Katholiken nicht einfacher geworden ist. Das beschreibt Stuart Neville in seinem knallharten Actionthriller „Blutige Fehde“. Welche kriminelle Organisation mit welcher legalen Partei und welcher Behörde gerade gemeinsame Sache macht, ist dabei schwer zu durchschauen. Auch für seinen Helden Jack Lennon, der doch die Belfaster Verhältnisse von Kindesbeinen an kennt. Das Misstrauen ist groß, und immer wieder kommt es zu Fehden, bei denen die kriminellen Pfründe neu verteilt werden.
Doch die Story von Stuart Neville beschreibt nicht nur die desolate Lage in der durch jahrzehntelange bürgerkriegsähnliche Zustände zerrütteten nordirischen Hauptstadt. Sie gibt auch Hoffnung. Denn der Autor lässt durchblicken, dass die Leute sich inzwischen nicht mehr gegenseitig abknallen, sondern gemeinsam gutes Geld verdienen wollen, wie im Rest von Europa auch. Und so wagt auch der leicht labile und durchaus ambivalente Cop Jack Lennon den Schritt auf die „andere Seite“. Und macht eine Phase der Verwandlung zum guten Bürger durch. Es gibt also noch Hoffnung für die kleine Außenstelle des einst so großen britischen Empires und ihre Bewohner. Von denen die einen weiterhin zu Großbritannien gehören wollen, die anderen aber lieber wieder zur irischen Republik.
Stuart Neville hat sich in vielen Berufen versucht: Er war Bäcker, Musiker, Komponist, Verkäufer und Hand-Double für einen irischen Schauspieler.